Ach Pellka!

Ja, auch nach Kartoffeln kann man sich sehnen! Und wie!

Gezeigt hat das der 1934 verstorbene deutsche Schriftsteller und Kabarettist Joachim Ringelnatz.

Abschiedsworte an Pellka
Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
Du Ungleichrunde,
Du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
Du Vielgequälte,

Du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
Mit der Gabel! – – Sei stark!
Ich will auch Butter und Salz und Quark
Oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.

Mußt nicht so ängstlich dampfen.
Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
Soll ich Schnittlauch über dich streun?
Oder ist dir nach Hering zumut?

Du bist ein so rührend junges Blut. –
Deshalb schmeckst du besonders gut.
Wenn das auch egoistisch klingt,
So tröste dich damit, du wundervolle
Pellka, daß du eine Edelknolle
Warst, und daß dich ein Kenner verschlingt.

Anders als Pablo Neruda, der in seiner Ode an die Artischocke über deren Schicksal erzählt, redet Joachim Ringelnatz hier in seinem Gedicht die Kartoffel direkt an. Er spricht mit ihr oder besser gesagt: zu ihr – während er sie kocht, schält, zubereitet und schließlich verschlingt. Witzig … oder spooky?

Und man kann sich diese Gedicht über die Kartoffel auch vorlesen lassen: literaturbude.de


Infos & Quellen
*Joachim Ringelnatz, 1883 – 1934. Wikipedia.
*Abschiedsworte an die Pellka, in: Joachim Ringelnatz: Gedichte, Gedichte von Einstmals und Heute, Rowohlt Verlag 1934. Wikisource.

Bilder:
*Titelbild: Bild von Couleur auf Pixabay.
*Kartoffel mit Dill: Bild von James Hills auf Pixabay.

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