Schnaps aus toten Eichhörnchen trinken …

Hier bei ArtFood wurde ja schon öfter vom bewussten und genussvollen Umgang mit Essen erzählt. Zuletzt, in Von der Paßhöhe des Geschmacks in den Urwald des Fraßes, war auch von der Gier nach bestimmten Speisen die Rede, die vom Genuss weg auf Abwege „von der ebenen Straße des Appetits“ führt.

Aber es geht natürlich auch noch ganz anders – wie, das zeigt das Museum of Disgusting Food. Gegründet im schwedischen Malmö gibt es mittlerweile auch „Filialen“ in Berlin und Los Angeles.

Ekeliges Essen ist …
Schon mal „mongolischen Bloody Mary“ gekostet? Eine Art Getränk aus Tomatensaft mit einem Schafsauge obenauf. Befruchtete, hart gekochte Enteneier, Käse mit Maden, Hirn mit Ei – oder schon mal eine Speise mit Garum gewürzt? Wird aus Fischen hergestellt, die einschließlich ihrer Eingeweide bei Temperaturen um die 40° Celsius in einer Salzlake vor sich hin fermentieren. Haggis? Schottischer Eintopf aus Schaf inklusive Herz, Leber, Lunge. Kuttelsuppe? Auch nicht viel besser. Und ich erinnere mich noch genau, dass vor mehr als 30 Jahren in einem Lokal im 7. Wiener Gemeindebezirk am Nebentisch Stierhoden verspeist wurden.

… eine kulturelle Prägung
Diesen und noch etlichen anderen merkwürdigen Speisen ist das Museum of Disgusting Food gewidmet. Einige dieser Lebensmittel kann man vor Ort riechen bzw. kosten. Das Museum hält dazu auf seiner Website fest: “In fact, at the time of this writing, 108 vomits have occurred in the Disgusting Food Museum, from people from all over the world.” Angeblich sind die Eintrittstickets in diesem Museum wie Kotztüten gestaltet …

Hinter all diesen Kuriositäten steht natürlich auch ein Anliegen der Initiatoren dieses Projekts. Die im Museum präsentierten Lebensmittel und Speisen sollen zeigen, wie relativ es ist, ob man etwas als Delikatesse oder als widerwärtige Speise empfindet. Warum ist es ekeliger Schlangen zu essen als Vögel? Warum gilt hierzulande Fleisch mit gestocktem Blut, vulgo Blunzn, als regionale Spezialität während man bei Schafsaugen in einer Suppe würgen muss?

Lebensmittel oder Speisen, die zu weit von unserem gewohnten Geschmack entfernt sind, werden oftmals nicht nur als fremd erachtet, sondern auch skeptisch beäugt. Was essen DIE denn? Im Essen manifestiert sich also auch eine kulturelle Differenz, die im Wesentlichen auf Gewohnheit beruht – und schnell zu Aspekten von Identität oder Abgrenzung führen kann. Sich dieser kulturellen, subjektiven Prägung bewusst zu werden, ist eines der Ziele dieses Museums.

Warnung!
Bitte lest die Texte zu den Bildern hinter dem untenstehenden Link nur dann wirklich genau, wenn ihr magen-mäßig einigermaßen stabil seid! Das ist durchaus ernst gemeint.

Fotostrecke mit 28 Beispielen aus dem Museum: Disgusting Food. Hier findet sich auch der Schnaps, den man aus toten Eichhörnchen trinkt …

Neben dem Ungewohnten hat Ekel vor Speisen auch mehrere sensorische Ursachen: beispielsweise ein sehr strenger Geruch, ein unangenehmer Geschmack oder eine grauenhafte Konsistenz, wie zum Beispiel etwas besonders Schleimiges.

Aber auch moralische Gründe können für Abscheu vor bestimmten Lebensmitteln oder Speisen ausschlaggebend sein – ein Aspekt, der den Betreibern dieses Musemsprojekts auch wichtig ist. Eines der bekanntesten Beispiele ist Gänsestopfleber, bei deren Produktion den Gänsen gewaltsam Unmengen eines fetten Speisebreis mittels eines Schlauchs direkt in den Schlund gestopft werden. Oder das Verzehren noch lebender Tiere, vor allem im asiatischen Raum noch immer präsent.

Wer sich dem Thema Disgusting Food näher widmen möchte (Ich bin da für heute mal fertisch damit), findet hier ein paar Links:

PS: Wie ihr gesehen habt, gibt es diesmal kaum Fotos im Posting – ich wüsste nicht wie ich dieses Thema illustrieren könnte …
PPS: Ich schenk mir jetzt auf der Stelle ein Glas Rosé-Sprudel ein, um meinen Magen zu versöhnen …


Infos & Quellen
*Museum of Disgusting Food, Malmö.

Bilder:
*Titelbild: BilliTheCat, Pixabay.
*Schweinekopf: hansiline, Pixabay.

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